Underground Sun Conversion - Start

Energieversorgung der Zukunft braucht genügend Speicher!

12.06.2019 | Presseinformation

Pilsbach/Puchkirchen, 11. Juni 2019

Spartenobmann Günter Rübig: 

„Für eine sichere Stromversorgung sind ausreichend Speichermöglichkeiten sehr wichtig“ 

„Oberösterreich ist Industriebundesland Nummer eins im heimischen Ranking. Dabei stellt die stabile und wettbewerbsfähige Versorgung mit Energie einen wesentlichen Faktor zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Oberösterreich dar. Die Herausforderungen an das Energiesystem der Zukunft sind vielfältig und komplex. Führen diese doch zu einem radikalen Umdenken sowohl der Unternehmen als auch der Energieversorger.
Um die Versorgungssicherheit bei zunehmender volatiler Erzeugung auch künftig zu erhalten, müssen große Energiemengen gespeichert und über mehrere Tage, Wochen und Monate vorgehalten werden. Dies ist unter wirtschaftlich vertretbaren Prämissen nur mit großtechnischen Anlagen wie etwa Pumpspeicher, welche einen Tagesbedarf speichern können, oder Gasspeicher für längere Zeiträume zu realisieren. Zur sicheren Versorgung der Industrie mit Strom sind Gaskraftwerke unerlässlich. Dabei wird Erdgas aus Gasspeichern in Österreich mit ständiger Verfügbarkeit und hoher Leistung benötigt.
Um die Zielvorgaben der EU zu erreichen ist es notwendig, mittelfristig auch erneuerbares Gas herzustellen. Dafür steht in Pilsbach die Versuchsanlage „Underground Sun Conversion“ der RAG, die es ermöglicht, direkt in einer Erdgaslagerstätte Erdgas auch natürlich zu erzeugen und gleich dort zu speichern“, sagt Spartenobmann Günter Rübig. 
Eine Analyse der Stromverbrauchsentwicklung basierend auf den Verbrauchs- und Erzeugungsdaten der Austrian Power Grid (APG) für 2017 berücksichtigt für 2030 eine Steigerung des Strombedarfes um 30 Prozent, eine Vervierfachung der Windkrafterzeugung, eine Verzehnfachung des PV-Ausbaus und eine geringfügige Steigerung der Stromerzeugung aus Laufwasser-Kraftwerken um 10 Prozent. „Da bisher weder die zur Verfügung stehenden Ausbaupotenziale noch die damit verbundenen Investitionskosten in belastbaren Studien belegt wurden, bestehen große Bedenken, ob so ambitionierte Ziele wie eine vollständige bilanzielle Eigendeckung bei Strom mit erneuerbaren Energieträgern realistisch erreicht werden können“, so Rübig. 

 

Überzogene Klimaschutzziele dürfen den Standort Oberösterreich nicht gefährden


„Generell stemmt sich die Sparte Industrie entschieden dagegen, dass die großen Fortschritte der oberösterreichischen Industrie in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz durch überzogene neue Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens in Frage gestellt werden“, kritisiert Rübig den Plan der Europäische Union, den Treibhausgasausstoß bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent zu senken. Rübig: „Europa hat derzeit einen Anteil von 9,6 Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen, im Jahr 2030 werden es nur noch 7 Prozent sein. Und Österreich hat mit einem Anteil von 2 Promille praktisch überhaupt keinen Einfluss auf das globale Klima. Es kann doch nicht sein, dass unsere vergleichsweise schon saubere Industrie mit immer neuen Klima-Vorschriften drangsaliert wird, während in China und anderen großen Ländern der Erde der CO2-Ausstoß weiter ansteigt.“


Kernaussagen:
 

  • Bei einer direkten Übertragung der aktuellen europäischen CO2-Reduktionsziele auf jene energieintensiven österreichischen Industriebetriebe, die aufgrund einer EU-Richtlinie „Emissionszertifikate“ vorweisen müssen (ETS-Unternehmen), müssen diese Betriebe mit deutlich höheren Kosten und einer damit verbundenen Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit rechnen.
     
  • Bis 2030 können diese produktionsintensiven Industriebetriebe ihre CO2-Reduktionsverpflichtung zum Großteil noch über den Zukauf von zusätzlichen CO2-Zertifikaten erfüllen. Danach könnten die vorgegebenen Klimaziele jedoch nur mehr dann erreicht werden, wenn auch Technologiesprünge eine klimaneutrale Produktion ermöglichen.
     
  • Die größten Probleme für die oö. Industrieunternehmen werden daher erst nach dem Jahr 2030 erwartet. Laut einer Schätzung der Sparte könnten die Kosten für die betroffenen oberösterreichischen Unternehmen für zusätzliche CO2-Zertifikate im schlimmsten Fall bis 2050 von jetzt einigen Millionen Euro pro Jahr auf über eine Milliarde Euro jährlich ansteigen!


„Es kann nicht Ziel des Emissionshandels-Systems sein, die Produktion zurückzufahren, nur damit die ambitionierten Ziele des Pariser Klimavertrages erreicht werden“, fordert Rübig mehr Realismus insbesondere in der europäischen Klimapolitik ein.

 

Erich Frommwald, Energiesprecher der Sparte Industrie:

„Wir brauchen einen intelligenten Ausbau von Kraftwerkskapazitäten, Speichern und Netzen“

„In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die Stromerzeugung massiv geändert. Erneuerbare Energien aus dezentralen Erzeugungsquellen wie Photovoltaik oder Windkraft rücken in den Mittelpunkt. Speziell die Wasserkraft ist bei der Bewältigung vieler ehrgeiziger Maßnahmenpakete die tragende Basis des Gesamtsystems. Wesentlich ist dabei auch ein neuer wirtschaftlicher Rahmen zur Nutzung des noch zur Verfügung stehenden Wasserkraftpotenzials in Österreich. Hier laufen Bestrebungen einzelner Bundesländer, darunter auch Oberösterreich, hydromorphologisch besonders schützenswerte Gewässerstrecken als Tabuzonen auszuweisen, den energiewirtschaftlichen Notwendigkeiten zuwider. Die sichere Versorgung mit Strom in entsprechender Qualität muss als entscheidender Standortfaktor auch in Zukunft erhalten bleiben, wobei auch wettbewerbsfähige Preise und eine ressourcenschonende Erzeugung realisiert werden müssen“, sagt Erich Frommwald.


Energiespeicher und Sektorkopplung
 

„Für die durch die zunehmende volatile Stromerzeugung dringend notwendig gewordenen Speicherlösungen - wie Pumpspeicher für den kurzfristigen Ausgleich und Gasspeicher für den mittelfristigen bis saisonalen Ausgleich - bietet das derzeitige Marktdesign aber keine Anreize, um in derartige Anlagen zu investieren. Beide Speichertypen stellen flexible Kapazitäten zur Verfügung und sind daher zur Sicherung der Stromversorgung unerlässlich. Die derzeit forcierte Förderung von kleinen Batteriespeichern in Verbindung mit PV-Anlagen im Haushalt ist keine Lösung, um die Stromversorgung langfristig sicherzustellen. So würden für die Speicherung von nur einer Terawattstunde (1 TWh = 1 Mrd. kWh) Strom pro Jahr bei einer Speichergröße von je 5 kWh bei vollständiger täglicher Be- und Entladung rund 560.000 Batteriespeicher benötigt. Beim vorgesehenen Ausbau der Wind- und PV-Erzeugung um 30 TWh bis 2030 zeigt sich, wie wenig dieses Vorhaben zum saisonalen Ausgleich beitragen kann“, so Frommwald.
Ziel muss es laut Frommwald sein, die Energiespeicherung und Sektorkopplung (Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität, damit die erneuerbaren Energien optimal genutzt und integriert werden können) als Chance zu nutzen. Notwendig dafür sei das Aufzeigen und sondieren von Potenzialen und Projekten im Bereich der Energiespeicherung und der Sektorkopplung, angemessene Unterstützung und rechtlichen Rahmen für den bedarfsgemäßen Aus- und Neubau von Pumpspeicherkraftwerken und neue kostendeckende Regeln für die bedarfsgemäße Nutzung thermischer, flexibler Gas- und Dampfkraftwerke zur Netzabsicherung samt der dafür notwendigen heimischen verlässlichen Gasspeicher als Gasquelle.


Energieforschung stärken
 

Forschung- und Technologieentwicklung spielen im Energiesystem der Zukunft eine wesentliche Rolle. Gerade das industriell stark geprägte Oberösterreich wird auf dem Weg einer zunehmenden Dekarbonisierung dringend „Break through“ – Technologien benötigen um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. „Forschung im Energiebereich kann deswegen auch nur im internationalen Kontext erfolgen und muss durch vernünftige Forschungsfördersysteme unterstützt werden. Wesentlich sind dabei intensivere Kooperationen zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Netzbetreibern, technologieneutrale Fördersysteme für Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf nationaler und internationaler Basis, die stärkere Vernetzung mit den Institutionen der EU zur frühzeitigen Einbindung in Ausschreibungen für Forschungsförderungen, eine ausgewogene Balance zwischen Angewandter- und Grundlagenforschung und die Vernetzung im In- und Ausland“, ist Frommwald überzeugt. Dabei ist das Themengebiet rund um die Speicherung von Energie und die Erforschung anhand von Demoprojekten unumgänglich.

 

Markus Mitteregger, CEO RAG Austria AG:

„Unterirdische Umwandlung und Speicherung von Wind- und Sonnenenergie trägt wesentlich zur Versorgungssicherheit bei“

„Bereits seit Jahren beschäftigen wir uns mit der Dekarbonisierung und Transformation der Energiesysteme. Mit zunehmendem Ausbau der Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen steigt zugleich auch der Bedarf an großvolumigen und saisonalen Speichern mit denen die jahreszeitlichen Schwankungen von Energieernte (Sommersonne) und Energiebedarf (Winter) ausgeglichen und das gewohnte Maß an Versorgungssicherheit bereitgestellt werden kann. Dabei handelt es sich um eine Dienstleistung, die in der erforderlichen Größenordnung weder durch Pumpspeicher noch durch Batterien erbracht werden kann. Gasspeicher können die Lösung bieten“, so Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria AG.

Die RAG Austria AG unternimmt bereits seit Jahren erhebliche Anstrengungen im Bereich Forschung und Entwicklung, um Speicherlösungen zur bedarfsgerechten Strukturierung des Angebots an erneuerbarer Energie zu entwickeln.
Ein bereits vielfach diskutierter Lösungsansatz für das Speicherproblem ist die Power-to-Gas-Technologie. „Mithilfe der Elektrizität aus Sonnen- und Windenergie wird durch Elektrolyse Wasserstoff erzeugt. Dieser erneuerbare Wasserstoff wird so zum Energieträger.“, erläutert Mitteregger. Im weltweit einzigartigen Leitprojekt „Underground Sun Storage“ haben wir federführend mit Partnern die Speicherung von Wasserstoff in ehemaligen Erdgaslagerstätten im Rahmen eines insitu Feldversuchs getestet. Im Rahmen dieses Projektes konnten wir viele positive Erkenntnisse gewinnen, die uns motiviert haben, weiterzumachen. Eine zentrale Erkenntnis führte zum aktuellen Projekt „Underground Sun Conversion“.


Erdgas natürlich und erneuerbar „erzeugen“ – Erdgeschichte im Zeitraffer
 

Wasserstoff und Kohlendioxid können in geeigneten Erdgaslagerstätten durch einen mikrobiologischen Prozess in Methan (= erneuerbares Erdgas) umgewandelt werden. Energieumwandlung, Erhöhung der Energiedichte und Energiespeicherung erfolgen unsichtbar im porösen Sandstein in mehr als 1.000 Meter Tiefe. Das Underground Sun Conversion Projekt wird unter Federführung der RAG Austria AG durch ein österreichisches Konsortium abgewickelt und im Rahmen des Energieforschungsprogramms des österreichischen Klima- und Energiefonds als Leitprojekt gefördert. Das Forschungsprojekt soll bis 2021 abgeschlossen werden.
„Der Energieträger Gas lässt sich in großen Mengen sicher und unsichtbar in bereits vorhandener unterirdischer Infrastruktur transportieren und in ebenso vorhandenen natürlichen Gaslagerstätten umweltfreundlich speichern. Österreich kann aufgrund seiner guten geologischen Voraussetzungen für Speicher einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit Europas leisten“, so Mitteregger.

 

Wesentliche Vorteile:

CO2-neutral
Erneuerbares Erdgas ist deshalb bei seiner Verwendung CO2-neutral, weil zuvor die gleiche Menge CO2 im Entstehungsprozess gebunden wird. Es entsteht ein nachhaltiger Kohlenstoff-Kreislauf.

Erneuerbare Energien werden in großen Mengen saisonal speicherbar
Die Stromgewinnung aus Sonnenenergie und Wind unterliegt wetterbedingten und jahreszeitlichen Schwankungen. Eine bedarfsorientierte Produktion ist daher nicht möglich. Das Problem der großvolumigen Speicherbarkeit von erneuerbaren Energien wird durch die Umwandlung in natürliches erneuerbares Erdgas gelöst.

Vorhandene Infrastruktur wird genutzt
Sowohl für den natürlichen Produktionsprozess als auch für die unterirdische Speicherung in natürlichen Erdgaslagerstätten und den umweltfreundlichen Transport zum Endverbraucher kann bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden. Dies ist von großem volkswirtschaftlichen Nutzen.

Sektorkoppelung
Die Herstellung von erneuerbaren Gas ermöglicht die immer wieder zitierte Sektorkoppelung – denn der Energieträger Gas kann direkt in der Industrie genutzt werden, zur Stromherstellung, im Bereich Wärme und in Form von CNG (compressed natural gas) und LNG (liquefied natural gas) als CO2-armer Kraftstoff.

Energy made in Austria
Die Nutzung von heimischer erneuerbarer Energie zur Produktion von heimischem Gas reduziert die Importabhängigkeit für Energie. Die hier in Österreich entwickelte Technologie hat großes Exportpotenzial.

 

Rückfragehinweis:
Elisabeth Kolm
elisabeth.kolm@rag-austria.at
Tel.: +43 (0) 50724 5448